Pädagogischer Ansatz

Pädagogischer Ansatz:

Die Fremdplacierung eines Kindes oder Jugendlichen ist ein einschneidender Prozess für alle Beteiligten. Insofern kommt dem qualifizierten Aufnahmeverfahren ein großer Stellenwert zu. Wir können und wollen die Herkunftsfamilie nicht ersetzen.

Die Rückführung in die Struktur der Familie ist für uns Richtschnur, wenn die Voraussetzungen dafür vorliegen. Hier ist gemeinsame, umsetzbare Hilfeplanung  zwingend erforderlich. Insofern sehen wir uns als Teil eines Systems mit gezielten Aufgabenstellungen.

Dabei ist für unseren pädagogischen Ansatz die Beziehung zum Kind Voraussetzung für Veränderung. Erziehung ist für uns Hilfe zur Entwicklung.

Von unserer Seite bieten wir klare, verlässliche Strukturen im Alltag an, eine für Kinder und Jugendliche oft neue Erfahrung. Der liebevolle konsequente Umgang macht uns auch in schwierigen Krisensituationen den Zugang zum jungen Menschen möglich.

Von den Mitarbeitern wird eine hohe persönliche und fachliche Kompetenz gefordert. Der Bereich von interner, sowie vor allem externer Fortbildung kann deshalb nicht vernachlässigt werden. Wir arbeiten ausschließlich mit anerkannten Fortbildungsträgern zusammen (NLJA, VPK, Kinderschutzzentren ) Kontinuierliche Fortbildung praktizieren wir 14-tägig mit dem ehemaligen Leiter des SPZ Hannover, Herrn Dr. med. Horst Lison, Kinder- und Jugendpsychotherapeut, Balint-Gruppentrainer und anerkanntem EMDR-Traumatherapeuten.

Durch unsere Lage im ländlichen Raum einerseits und der Grundstücksbeschaffenheit andererseits,  ist es uns möglich, die natürliche und soziale Lebensumwelt in unser Konzept einzubeziehen. Dieser Umstand unterstützt faktisch unsere Arbeit im Alltag.

Die im Winzenburger Kinderhof betriebene Tierhaltung ist ein wichtiges Instrumentarium  zur Begleitung und Gestaltung des ständig wiederkehrenden Tages- bzw. langfristig gesehen, des Jahreslaufs.

In der Einrichtung gibt es viele Katzen, mehrere Kaninchen und Meerschweinchen,  Ziegen, Hühner, einen Esel, Sittiche, einen Hund  und ein Schwein. Für das Wohlbefinden dieser Tiere sind jeweils einzelne Kinder zuständig. An der Beschaffung der Futtermittel sind die Kinder aktiv beteiligt. Sie sammeln in den Sommermonaten das Futter für die Tiere selbst und für die Winterfütterung wird mittels eigenem Traktor und eigenem Zubehör  selbst Heu gemacht und eingelagert.

Durch den Umgang mit den Tieren lernen die Kinder und Jugendlichen Verantwortung zu übernehmen für  Lebewesen, die auf menschliche Hilfe angewiesen sind. Speziell der Umgang mit Katzen und Hasen hat einen deutlich heilpädagogischen Charakter. Darum  halten wir eine Anzahl Katzen und Hasen, sodaß genügend ‚Schmusetiere‘ für die Kinder und Jugendlichen zur Verfügung stehen.

Durch den wiederkehrenden Jahreslauf mit Aussaat- und Ernteeinsätzen streben wir eine Bewusstseinsbildung im Sinne von ‚verantwortungsvollem Umgang mit der Natur‘ an. So ernten wir im Sommer das Obst von den Bäumen, lagern es ein und/oder konservieren es in Gläsern oder bringen es zur Mosterei, um ‚eigenen‘ Apfelsaft zu haben. Lebensmittelabfälle werden nicht gedankenlos entsorgt (überall auf der Welt hungern Menschen), sondern so weit als möglich an die Tiere verfüttert (Salatreste für Kaninchen, Kartoffelschalen für das Schwein, etc.) Die Hühner leben im Freiland und liefern uns von Schadstoffen freie  Eier.

Pädagogische Zielsetzung:

Die pädagogischen Zielsetzungen für die einzelnen Kinder und Jugendlichen orientieren sich individuell an den Möglichkeiten und Begrenzungen und werden in Hilfeplangesprächen mit dem Betroffenen (sofern er vom Alter und/oder Intellekt her mit einbezogen werden kann), dem/den Sorgeberechtigten, der Entsendestelle, der Schule/Kindergarten und im Bedarfsfall mit dem behandelnden Kinder- und Jugend-Therapeuten festgelegt.

Hierbei gibt es kurz-, mittel- und langfristige Ziele.  Das Kind oder der/die Jugendliche stellt selbst seine Ziele in den Mittelpunkt, z .B. Rückführung in die Familie, Verselbständigung, Schulausbildung, Berufswahl… Bei jüngeren Kindern werden diese Ziele im Interesse des Kindes von den verantwortlichen Institutionen gemeinsam erarbeitet.

Unsere Aufgabe besteht darin, Teilziele zu formulieren und die nötigen Hilfen bereitzustellen.

Unabhängig von den gemeinsam erarbeiteten Zielen sehen wir unsere grundsätzliche Aufgabe in der Ausbildung umfassender menschlicher Fähigkeiten. Da spätere Selbständigkeit nicht nur von erworbenen Kenntnissen, sondern gleichermaßen von anderen seelischen Fähigkeiten wie z.B.  Ausdauer, Selbstbewusstsein, Einfühlungsvermögen, Begeisterung und Selbstdisziplin abhängt, wird in der Erziehungsarbeit neben kognitiver Förderung auf Willensstärkung und Gefühlsbildung großen Wert gelegt. Von allgemeiner Bedeutung ist dabei das Leitbild des Erziehers als einer echten vom jungen Menschen anerkannten Autorität.  Entwicklung von Urteilskriterien und deren Anwendung auf Lebenssachverhalte erlernen und erleben die Kinder und Jugendlichen ebenfalls durch den täglichen Umgang mit den hier systemisch angebotenen pädagogischen und therapeutischen Möglichkeiten.